GESCHICHTE DER AUTORENBUCHHANDLUNG BERLIN
Schriftsteller und Kulturschaffende, darunter Heinrich Böll, Oskar Pastior, Ingeborg Drewitz, Gerlind Reinshagen, Uwe Johnson, Walter Kempowski, Marianne Frisch, Vicco v. Bülow, Allen Ginsberg, Elias Canetti, Hildegard und Reinhard Baumgart, Elfriede Jelinek, Peter Bichsel, Wolfgang Hildesheimer, Brigitte Kronauer, Tankred Dorst, Friederike Mayröcker, Ernst Jandl, Urs Jaeggi, Uwe Timm, Margarete Mitscherlich, Klaus Staeck, Wolf Lepenies, Elisabeth Plessen, Walter Höllerer, Peter Weiss, Klaus Wagenbach, Martin Walser und viele Engagierte mehr, beschlossen Ende der 70er Jahre, dass es Zeit war, dem Trend der Großbuchhandlungen und Stapelware etwas entgegenzusetzen, waren schon zur Eröffnung oder wurden im Laufe der Jahre Mitglied in dieser illustren Künstlersozietät. Gemeinsam wollten sie sich gegen die allgemeine Verflachung des Buchhandels und für die Stärkung des Besonderen und Essentiellen stark machen. Literatur als Kunst einen geschützten Raum, Weltliteratur eine neue, unbedingte Heimat geben. So gründeten die Schriftsteller mit einmaliger finanzieller Eigenbeteiligung, viel Rat und Tat die autorenbuchhandlungen in München, Frankfurt und Berlin.
In seiner Eröffnungsrede auf dem berühmten grünen Kachelofen betonte Günter Grass neben dem literarischen aber auch das kaufmännische Geschick. Der Fuchs wusste schon damals, dass die Jagd beim Bau losgeht und befürwortete als Standort immer die „City“. Den Buchhändlern Helma von Kieseritzky und Thomas Kühne wünschte er Ausdauer und Einfallsreichtum, den Kunden der autorenbuchhandlung als Lesern „jenes konzentrierte Vergnügen, das einzig die Literatur bieten kann“. Es zeigte sich, Literaten sind wahre Geschichtsschreiber.
Schnell etablierten Schriftsteller und Buchhändler die autorenbuchhandlungberlin zu einem Ort besonderer Zufälle. Sie wollten politisch alphabetisieren, aufklären, unterhalten. Aber anders. Es ging nie nur um Gefallen. Vielmehr sollte die publizistische Autonomie im Literaturbetrieb wach gehalten werden. Zeitereignisse wurden diskutiert. Autoren-, Verlags- und Zeitschriftenporträts vorgestellt. Hörspielabende. Und immer wieder Lesungen. Ingo Schulze mit „Neue Leben“(2007), Friedrich Wilhelm von Sell mit „Mehr Öffentlichkeit“(2006), Lars Gustafsson „Der Dekan“ (2004), Friedrich Christian Delius „Mein Jahr als Mörder“ (2005), Heinz Berggruen „Die Giacomettis und andere Freunde“ (2005), Hanns Zischler „Kafka geht ins Kino“ (1996), Jorge Semprún „Was für ein schöner Sonntag“ (1983), Klaus Wagenbach „Kafkas Prag“ (1993), Gert Loschütz „Diese schöne Anstrengung“ (1980), Wolf Lepenies „Die drei Kulturen“ (1985), Sibylle Lewitscharoff „Pong“ (1998), Wolfgang Kohlhaase „Silvester mit Balzac“ (1979), Michael Krüger „Idyllen und Illusionen“ (1989), György Konrad „Geisterfest“ (1986), Ernst Jandl „Die Bearbeitung der Mütze’ (1979), Umberto Eco „Der Name der Rose“ (1982), Ingeborg Drewitz „Oktoberlicht oder Ein Tag im Herbst“ (1981), Thea Dorn „Die Hirnkönigin (2000), Jacques Derrida „Telepathie“ (1982), Alfred Brendel „Fingerzeig (1996), Isabel Allende „Das Geisterhaus’ (1984), Günter Grass „Die Rättin“ (1986), Hans Sahl „Das Exil im Exil“ (1990), Marica Bodrozic „Das Gedächtnis der Libellen’ (2010), Ulrich Plenzdorf „Legende vom Glück ohne Ende“ (1976), Oskar Pastior „Ingwer und Jedoch“ (1985), Susan Sontag „Ich,etc.“ (1988). Zu wenig Platz, um sie hier alle zu listen. Die Genannten können nur Beispiele sein.
Seit der Gründung stecken alle Mitarbeiter ihr Herzblut in die autorenbuchhandlungberlin und sorgen mit ihrem Engagement für ein Literaturverständnis unserer Zeit.
Neugierig, aber auch kritisch, wohlwollend, aber auch wertend ist Literatur eine universelle Gastgeberin, die andere Künste zum fruchtbaren Austausch auf ihre Seiten bittet. Sie ist uns darin Vorbild, spornt uns an.
Bleiben Sie uns gewogen oder werden Sie uns treu!
Ihr Joachim Fürst und alle autorenbuchhändlerInnen